Geflüchtete Familien in der Familienbildung – Chancen und Bedarfe
Das Forschungsprojekt befasste sich mit der Frage, wie Familienbildung geflüchtete Familien mit ihren Angeboten erreichen und unterstützen kann.
Präventive Angebote der Eltern- und Familienbildung adressieren gemäß § 16 SGB VIII alle Familien – und somit auch Familien, die nach Deutschland geflüchtet sind. Deren Integration ist eine wichtige und gesamtgesellschaftliche Aufgabe. In diesem Kontext geht es nicht allein darum, Eltern und Kindern Sprachkurse anzubieten und ihnen Wissen über die gesellschaftlichen und (sozial-)rechtlichen Strukturen in Deutschland zur Verfügung zu stellen, sondern auch um alltagspraktische Unterstützung, um die Stärkung der familialen Ressourcen und um die Schaffung von Möglichkeiten zum gegenseitigen Kennenlernen.
Aufgrund ihrer Konzeption kann Familienbildung bei diesen Aufgaben einen wertvollen Beitrag leisten: Sie adressiert die ganze Familie, vermittelt Alltagskompetenzen und eröffnet Gelegenheitsstrukturen für Austausch, Information und Vernetzung. Darüber hinaus können Angebote der Familienbildung eine Reflexion von und eine Auseinandersetzung mit unterschiedlichen familienbezogenen und erzieherischen Werten unterstützen und Orientierung anbieten. Familienbildende Angebote mit ihrem primärpräventiven Ansatz haben auch mit Blick auf langfristige Teilhabe- und Zukunftschancen großes Potenzial.
Für viele Fachkräfte und Institutionen der Familienbildung stellte sich angesichts der massiven Zuwanderung von Geflüchteten in dem Jahr 2015 die Frage, wie es ganz konkret gelingen kann, die eigene Arbeit stärker interkulturell auszurichten, geflüchtete Familien aus unterschiedlichen Herkunftsländern mit familienbildenden Angeboten anzusprechen und geeignete, niedrigschwellige Zugänge zu eröffnen.
Um aktuelle Aktivitäten und good practices der Familienbildung und Beratung in bayerischen Kommunen zusammenzutragen und Fortbildungsbedarfe von Fachkräften zu erheben, wurden im Jahr 2016 leitfadengestützte Experteninterviews mit Fachkräften der Familienbildung, der Beratung und der Flüchtlingsarbeit durchgeführt.
Auf dieser Basis wurden Zugangsbarrieren, Möglichkeiten zu deren Überwindung sowie Implikationen der Zuwanderung geflüchteter Familien für Strukturen und Inhalte der Familienbildung herausgearbeitet und auf internationalen Konferenzen und Fachtagungen vorgestellt und publiziert. Für die Fachpraxis der Familienbildung und Beratung wurden spezifische Fortbildungsveranstaltungen konzipiert und 2016 und 2017 in Nürnberg, Augsburg und München durchgeführt.