Wohnen und materielles Wohlergehen

Im Rahmen der Familienberichterstattung des ifb wird unter anderem auch über die ökonomische Situation von Familien in Bayern berichtet. Dabei ist das Einkommen von Bedeutung, weil es ein wesentliches Wohlfahrtspotenzial der Haushalte darstellt.

Fragestellung und Zielsetzung

In der Regel wird das Nettoäquivalenzeinkommen herangezogen, um die Anzahl der im Haushalt lebenden Personen und die damit einhergehenden unterschiedlichen Bedarfe aber auch Einsparpotenziale zu berücksichtigen. Das Wohlfahrtspotenzial des Einkommens hängt jedoch nicht nur von der Anzahl der Personen in einem Haushalt ab. Mit diesem Einkommen müssen wesentliche Grundbedürfnisse gedeckt werden, unter anderem auch das nach Unterkunft. Für viele Haushalte sind die Ausgaben dafür erheblich, außerdem lassen sie sich nicht ohne größeren Aufwand an veränderte Umstände (z.B. Einkommensänderung, Änderung der familialen Situation) anpassen. Demgegenüber haben Haushalte, die in darlehensfreiem Eigentum wohnen, oder verbilligten Wohnraum nutzen können, einen z.T. erheblichen Einkommensvorteil. Selbst wenn alle diese Gruppen durchschnittlich das gleiche Einkommen hätten, wäre ihr Wohlfahrtspotenzial dennoch sehr unterschiedlich. Um dem Rechnung zu tragen, kann ein kalkulatorischer Mietwert berechnet werden, der wesentliche Merkmale der Wohneinheit wie beispielsweise Größe und Lage sowie auch die Belastung mit Darlehenszinsen und Instandhaltungskosten oder vergünstigte Mietkosten berücksichtigt (Frick, Goebel und Grabka, 2007).

Wohnraumbedarf, Immobilienbesitz und Einkommen hängen u.a. auch mit der familialen Situation zusammen. Es ist daher anzunehmen, dass sowohl der Einfluss der kalkulatorischen Miete auf die Wohlfahrt als auch die Wohnkostenbelastung mit der familialen Situation variieren. So ändert sich z.B. die Wahrscheinlichkeit, Wohneigentum zu besitzen über den (Familien-)Lebenszyklus und für die Gruppe der Eigentümerinnen und Eigentümer nimmt mit dem Alter die Wahrscheinlichkeit zu, Darlehen für selbstgenutztes Wohneigentum bereits abbezahlt zu haben.

Analysestrategie

Ziel des Projektes ist die Analyse der Wohlfahrtseffekte des Wohnens für Familien. Dafür werden die Daten des Sozio-ökonomischen Panels ausgewertet. Es geht darum, die Wohnkostensituation von Familien genauer zu betrachten und den Einfluss auf das Wohlfahrtspotential des Einkommens für die Haushaltsmitglieder in Miet- und Eigentumshaushalten entlang der Dimensionen Haushaltstyp, Alter und Wohnform zu beschreiben. Die objektiven Wohnkosten, d.h. der Anteil der Ausgaben für Miete, kalte Betriebskosten, Zins- und Tilgungszahlungen, Grundsteuer, Umlage- und Instandhaltungskosten am Haushaltseinkommen sind hier ebenso von Interesse für das Wohlergehen wie auch die subjektiv empfundene Belastung. In einem zweiten Schritt wird dann die Einkommenssituation der Haushalte weiter fokussiert und potentielle Einkommensvorteile durch darlehensfreies bzw. mietfreies Wohnen mit Hilfe des kalkulatorischen Mietwertes herausgestellt. Auf gesamtgesellschaftlicher Ebene wird dies an der Armutsgefährdung für verschiedene Haushaltstypen verdeutlicht.

Quellen:

Frick, Joachim; Goebel, Jan und Grabka, Markus (2007): Assessing the Distributional Impact of „Imputed Rent“ and „Non-cash Employee Income“ in Microdata: Case Studies Based on EU-SILC (2004) and SOEP (2002). SOEP Survey Papers 231 Series C., reprint 2014.

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Bild: Colourbox

Teaser Wohnkosten
Projektinfo

Eigenprojekt, gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales

Laufzeit: 01/2020 bis 12/2021

Projektleitung: Dr. Susanne Elsas (Projektleitung), Annika Rinklake

Publikation

Elsas, Susanne und Rinklake, Annika (2022): Wohnkosten und materielles Wohlergehen von Familien – Analyse der Wohnkostensituation und damit zusammenhängender Wohlfahrtsvorteile. SOEPpapers 1169, Berlin. Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung. 36 S.