Älter werden als Single

Im Mittelpunkt des Interesses stehen folgende Fragen: Wie ergeht es Menschen, die keine eigene Familie gegründet haben, im Alter? Leben sie isolierter als andere alte Menschen? Brauchen sie mehr Unterstützung oder haben sie aufgrund ihrer schon lange eingeübten Eigenständigkeit die besseren Bewältigungsstrategien? Wie gehen noch jüngere "Singles" mit ihrem Älterwerden um? Wie möchten sie im Alter gerne leben und welche Wohnform wünschen sie sich für ihr Alter? Treffen sie besondere Vorsorgemaßnahmen für diese Zeit? Haben sie mehr Angst vor dem Altwerden als Gleichaltrige, die eine Familie gegründet haben - insbesondere hinsichtlich der Vorstellung, einmal pflegebedürftig zu sein?

Gegenstand der Untersuchung

Bei älteren und alten Menschen wächst mit zunehmendem Alter die Gefahr, ihre selbständige Lebensführung aufgrund alterstypischer Probleme aufgeben zu müssen, und somit auch ihr Bedarf an Hilfe und Unterstützungsleistungen.

Angesichts statistischer Hochrechnungen, die prognostizieren, daß der Anteil der älteren und alten alleinlebenden Menschen an der Gesamtbevölkerung immer größer wird, gewinnt die besondere Situation älter werdender "Singles" zunehmend an Bedeutung.

Der Begriff "Single" wurde für das Forschungsprojekt folgendermaßen definiert:

Als "Single" wird eine Person bezeichnet, die

  • seit mindestens 5 Jahren allein in einem Privathaushalt wohnt und
  • seit mindestens 5 Jahren keine feste Partnerschaft (mehr) hat und
  • kinderlos ist, also auch keine Pflege- oder Adoptivkinder hat bzw. hatte.

Das Forschungsprojekt setzt sich aus vier Teiluntersuchungen zusammen:

  • Expertise zum Stand der Forschung (abgeschlossen Ende 1996). Als Vorbereitung des Projektes wurde im Auftrag des ifb von Prof. Dr. G. Naegele und Dr. M. Reichert (Dortmund) eine Expertise erstellt.
  • Sekundäranalytische Auswertungen (April bis September 1997). Die Reanalyse einschlägiger sozialwissenschaftlicher Datensätze ergab, daß hinsichtlich der speziellen Fragestellungen des Projektes "Älterwerden als Single" noch großer Forschungsbedarf besteht.
  • Qualitative Teilstudie (September 1997 - Juni 1998). Auf der Basis eines ausführlichen Interview-Leitfadens wurden 50 Interviews mit "Singles" im Alter zwischen 45 und 79 Jahren durchgeführt. Die Ergebnisse dieser Interviews können zwar nicht als repräsentativ gelten, doch deuten sie darauf hin, daß sich verschiedene Typen von "Singles" unterscheiden lassen. Zudem dienten die Ergebnisse der Ausarbeitung und inhaltlichen Präzisierung des Fragebogens für die quantitative Hauptuntersuchung.
  • Quantitative Hauptuntersuchung (April 1998 - August 1999). In der eigentlichen Hauptuntersuchung (Beginn der Erhebungsphase: November 1998) werden in Bayern 1.000 "Singles" im Alter zwischen 45 und 75 Jahren mit Hilfe eines standardisierten Erhebungsinstrumentes befragt. Die Kontrollgruppe bilden 500 weitere Personen dieser Altersgruppe, die Kinder und/oder eine Partnerschaft haben.

Praxisbezug

Die Ergebnisse zeigen, dass sich der Pflege- und Unterstützungsbedarf zukünftig durch die Zunahme der Anzahl alleinlebender Menschen, die zeitlebens keine eigene Familie gegründet haben und daher im Alter in höherem Maße auf professionelle Dienstleistungen angewiesen sind, erhöhen wird. Daraus leitet sich die Notwendigkeit des Ausbaus von ambulanten Hilfen und der Erhöhung des Pflegeplatzangebotes für den zu erwartenden Bedarf im Hinblick auf diese Bevölkerungsgruppe unter Berücksichtigung ihrer speziellen Bedingungen ab. Im Sinne einer Stärkung ihres Selbsthilfepotentials sollte die Aufklärung über die Notwendigkeit einer verstärkten Selbstvorsorge für das Alter bei Singles intensiviert werden. Da bei Singles ein starkes Interesse an neuen Wohnformen verbreitet ist, sollten seitens der Wohnungspolitik neue bedarfsgerechte Wohnformen entsprechend diesen Wünschen für ein autonomes Wohnen im Alter innerhalb einer Gemeinschaft entwickelt und erprobt werden. nach oben

Papierschiff
Projektinfo

Projekt im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen.

Laufzeit: April 1997 bis August 1999

Projektleitung: Dipl.-Soz. Harald Rost

Projektbearbeitung: Dipl.-Päd. Simone Mattstedt, Dr. Adelheid Smolka, Dr. Sabine Engel

Veröffentlichungen

Monika Reichert/Gerhard Naegele: "Älterwerden als Single". Expertise. Bamberg: Staatsinstitut für Familienforschung, ifb-Materialien 6-1996.

Laszlo A. Vaskovics/Harald Rost/Sabine Engel/Simone Mattstedt/Adelheid Smolka: Älterwerden als Single. Bamberg: Staatsinstitut für Familienforschung, ifb-Forschungsbericht Nr. 4-2000.