Auswertung des Niedrigeinkommens-Panels
Die Analysen des Niedrigeinkommens-Panels sollten dazu beitragen, nähere Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie sich Einkommensarmut auf die weiteren Lebensbedingungen auswirkt und wie dauerhaft Menschen in Armut leben. Dabei war von besonderem Interesse, wie stark Benachteiligungen bei bestimmten Gruppen und Familienformen kumulieren und welche Faktoren zu einer Verbesserung der materiellen Situation führen.
Gegenstand der Untersuchung
Die Armutsberichterstattung bzw. -forschung erlangt in Deutschland zunehmende Beachtung und Bedeutung, was u.a. im Jahr 2001 im ersten Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung Ausdruck gefunden hat. Ein hohes Maß an Konsens besteht unter Experten sowohl hinsichtlich der Ursachen, die Menschen in wirtschaftliche Notlagen bringen, als auch bezüg-lich der Charakterisierung der besonders von Armut gefährdeten Bevölkerungsgruppen: So ist z.B. dokumentiert, dass kinderreiche Familien und Alleinerziehende überdurchschnittlich oft Sozialhilfe beziehen. Bestimmte Familienformen sind also besonders von Armut gefährdet.
Die Hauptfragestellungen der Untersuchung waren:
- Wie gestaltet sich die tatsächliche Versorgung der Niedrigeinkommenshaushalte in den verschiedenen relevanten Lebensbereichen (Wohnen, Gesundheit, Bildung, Erwerbstätigkeit etc.)?
- Unter welchen Umständen bzw. bei welchen Lebens- und Haushaltsformen kommt es zu einer Kumulation von Unterversorgungsaspekten in den verschiedenen Lebensbereichen und welche Auswirkungen haben diese kumulierten Benachteiligungen?
- Welchen Haushaltstypen gelingt die Überwindung ihrer schwierigen materiellen Situation und bei welchen Personengruppen und Lebensformen verfestigt sich die finanzielle Knappheit zu einem dauerhaften Zustand?
Methodisches Vorgehen
Die Datenbasis für dieses Forschungsprojekt bildete das Niedrigeinkommens-Panel (NIEP), das von Infratest Sozialforschung im Auftrag des früheren Bundesministeriums für Arbeit und Sozialordnung erhoben wurde und aus insgesamt sechs Befragungen in halbjährigem Abstand besteht. Einbezogen wurden in das NIEP fast 2.000 Haushalte, die Ende 1998 ein Nettoeinkommen hatten, das höchstens das 1,5-fache der Sozialhilfeschwelle erreichte. Die finanzielle, berufliche und familiale Entwicklung dieser Niedrigeinkommenshaushalte wurde über einen Zeitraum von drei Jahren verfolgt. Damit liegt eine Datenbasis vor, die neben Querschnittsanalysen zu den einzelnen Dimensionen des Lebenslagenansatzes detaillierte Längsschnittanalysen von Armut ermöglichte.nach oben