Veränderung der Arbeitsteilung bei Paaren im Übergang zur Elternschaft

In dem von der DFG geförderten Projekt „Innerfamiliale Arbeitsteilung als Prozess. Die Veränderung der Arbeitsteilung im Beziehungsverlauf“ wurde im Rahmen einer qualitativen Längsschnittstudie untersucht, wie sich die Anforderungen an Hausarbeit und deren Verteilung in Paaren beim Übergang zur Elternschaft entwickeln. Die Aufteilung der Hausarbeit nach der Geburt des Kindes wird von den wenigsten Paaren vorher geplant und ist häufig ein Thema mit hohem Aushandlungsbedarf.

Gegenstand der Untersuchung

In Deutschland teilen sich die meisten Eltern Hausarbeit und Kinderbetreuung sowie Erwerbstätigkeit nach wie vor ungleich zwischen den Geschlechtern auf. So sind es – entgegen unterschiedlicher theoretischer Erwartungen und trotz der Einführung des neuen Elterngeldes – weiterhin überwiegend die Frauen, die nach der Geburt ihre Erwerbstätigkeit unterbrechen und häufig nach der Unterbrechung im Umfang einschränken. Im Gegenzug weiten sie ihre Zeit für Hausarbeit aus und übernehmen den Großteil der Kinderbetreuung. Teilweise beugen die Paare potentiellen Konflikten vor, indem sie geschlechtstypische Vorstellungen übernehmen und sich dementsprechend verhalten. Nur in wenigen Fällen gibt es eine egalitäre Aufgabenteilung, die so stabil ist, dass sie auch nach dem Übergang zur Elternschaft beibehalten wird. Für die Planung und Umsetzung einer bestimmten Arbeitsteilung sind die Wünsche der Paare, Rollenvorstellungen und Ansprüche an aktive Elternschaft, geschlechtsspezifische Stereotype, Sozialisation in ihrer Herkunftsfamilie, berufliche Rahmenbedingungen und finanzielle Ressourcen von Bedeutung.

Diese qualitativen Daten lassen allerdings aufgrund geringer Fallzahlen keinerlei Aussagen über die Repräsentativität der gefundenen Forschungsergebnisse zu. Daher werden in einem nächsten Schritt die Befunde und Schlussfolgerungen anhand eines Datensatzes mit ausreichend hohen Fallzahlen überprüft.

Methodisches Vorgehen

Für die Auswertungen werden Daten des seit 2008/2009 jährlich erhobenen Beziehungs- und Familienpanels pairfam („Panel Analysis of Intimate Relationships and Family Dynamics“) genutzt. Dieses enthält im Längsschnitt Informationen zu partnerschaftlichen und familialen Lebensformen in Deutschland für drei Geburtskohorten (1971-73, 1981-83, 1991-93). Soweit diese einverstanden sind, werden auch die Partner(innen), Eltern und Kinder der Zielpersonen befragt. Für die Auswertung wird die Arbeitsteilung von Paaren, die im Verlauf der vier Befragungsjahre zum ersten Mal Eltern wurden, mit Paaren, die kinderlos blieben, verglichen. Dabei ist es wichtig, nur Paare zu betrachten, die für mindestens zwei Zeitpunkte einen Haushalt und somit auch die Hausarbeit teilten. Im Falle der Paare, die Eltern werden, muss mindestens einer der Zeitpunkte vor und mindestens ein anderer nach der Geburt des ersten gemeinsamen Kindes liegen, damit potenzielle Veränderungen analysiert werden können. Durch den Vergleich mit den kinderlos bleibenden Paaren lassen sich Faktoren identifizieren, die zu Veränderungen der Arbeitsteilung im Übergang zur Elternschaft beitragen. Hierfür werden neben den einschlägigen Theorien auch in der qualitativen Längsschnittuntersuchung identifizierte Erklärungsmuster in die Analysen einbezogen.

Ein weiterer Vorteil der pairfam-Daten ist, dass für alle Paare die neuen Regelungen zu Elternzeit und -geld gelten. Vermutlich dank der zum Teil erheblich höheren Ausgleichszahlungen des Elterngeldes (Lohnersatzleistung) im Vergleich zu früheren Leistungen partizipieren nun mehr Männer an der Elternzeit. Auch gibt es durch die verkürzte Leistungsdauer Anreize für eine frühere Berufsrückkehr von Müttern. Eine offene Frage ist daher, ob und wie sich dies auf die Arbeitsteilung im Haushalt auswirkt.

Ausgewählte Ergebnisse

Von der ersten bis zur vierten Welle können mit den pairfam-Daten 295 Übergänge zur Erstelternschaft beobachtet werden. Die Arbeitsteilung dieser Paare wird verglichen mit 892 kinderlosen Paaren. Deskriptiv lässt sich feststellen, dass etwa die Hälfte der Paare zum ersten Beobachtungszeitpunkt die Hausarbeit gleich unter den Partnern aufteilt. In den meisten anderen Fällen hat die Frau einen höheren Anteil. Bei den Eltern verschiebt sich die Aufteilung der Hausarbeit in der Befragung, die auf die Geburt folgt, dahingehend, dass deutlich häufiger die Frau einen größeren Anteil an der Hausarbeit übernimmt oder diese nahezu alleine erledigt. Bei kinderlos bleibenden Paaren verändert sich die Aufteilung demgegenüber kaum.

Weiterführende multivariate Analysen im Rahmen von Panelregressionsmodellen (Fixed-effect-Modelle) haben darüber hinaus Folgendes gezeigt:

  • Der Übergang zur Elternschaft verschiebt die Aufteilung eines Paares dahingehend, dass der Anteil der Frau wächst.
  • Die Aufteilung der Erwerbsarbeit hat einen entscheidenden Einfluss: Bei Paaren mit männlichem Alleinverdiener beteiligen sich die Männer weniger im Haushalt als bei Paaren, in denen die Frauen im gleichen oder größeren Umfang erwerbstätig sind als ihre Partner.
  • Männer leisten einen geringeren Anteil an der Hausarbeit in Paaren, in denen beide Partner unterschiedliche Bildungsniveaus haben oder in denen nicht beide Partner hochgebildet sind. Eine partnerschaftliche Aufteilung der Hausarbeit findet sich häufiger bei Paaren, in denen beide Partner eine Universität oder Fachhochschule besucht haben.

nach oben

Projektinfo

Eigenprojekt; gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration

Laufzeit: 1/2013 bis 12/2013

(Teil des internationalen Netzwerkes „transPARENT“ – International research cooperation for studies of the transition to parenthood)

Projektteam: Dipl.-Soz. Anna Dechant, Dipl.-Soz. Harald Rost

Veröffentlichungen

Dechant, Anna/Schulz, Florian (2013): Scenarios for the Equal Division of Paid and Unpaid Work in the Transition to Parenthood in Germany. Comparative Population Studies – Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft, 38, 5. doi: 10.4232/10.CPoS-2013-06en.

Dechant, Anna/Schulz, Florian (2013): Bedingungsszenarien einer partnerschaftlichen Arbeitsteilung beim Übergang zur Elternschaft in Deutschland. Comparative Population Studies – Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft, 38, 5. doi: 10.4232/10.CPoS-2013-06de.