kontakt.los! Bildung und Beratung für Familien während der Corona-Pandemie

Die Corona-Pandemie war für Familien wie für die Fachpraxis der Kinder- und Jugendhilfe eine sehr herausfordernde Zeit. Das Projekt "kontakt.los! Bildung und Beratung für Familien während der Corona-Pandemie" untersucht, welche Unterstützungsbedarfe Familien zu dieser Zeit hatten, welche Angebote und Beratungen zur Verfügung standen und welche digitalen Formate und innovativen Ansätze hierfür entwickelt wurden. Zudem engagierte sich das ifb für den Wissenstransfer in die Praxis und organisierte Weiterbildungen zu digitaler Familienbildung und Beratung.

Gesellschaftliche Relevanz

Die Corona-Pandemie hat das Leben aller grundlegend verändert. Kontaktbeschränkungen, gesundheitliche und finanzielle Sorgen sowie die Schließung von Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen stellten Familien vor große organisatorische sowie auch erzieherische Herausforderungen, was zusammen mit anderen Belastungen zu einem Anstieg von familiären Konflikten führte. Die Pandemie veränderte die Unterstützungs- und Orientierungsbedarfe von Eltern und Kindern, und machte diese teils dringlicher.

Professionelle Bildungs-, Beratungs-, Vernetzungsangebote im Rahmen der Kinder- und Jugendhilfe sollen werdende Eltern, Mütter, Väter und andere Erziehende dabei unterstützen, aufkeimende Konflikte zu lösen, ihre Erziehungsaufgaben gut wahrzunehmen und ihren Alltag als Familie meistern zu können. Aufgrund der Pandemie konnten diese Angebote nicht mehr auf dieselbe Weise durchgeführt werden; knappe finanzielle Mittel und Fachkräftemangel erschwerten den Einrichtungen die erforderliche schnelle Anpassung an die veränderten Rahmenbedingungen, sodass eine angemessene Unterstützung nicht überall gewährleistet werden konnte.

Methodik und Zielsetzung

Das Projekt kontakt.los! analysiert, wie sich die Corona-Pandemie auf Familien auswirkte und sich deren Fragen und Unterstützungsbedarfe wandelten. Auf der anderen Seite wird eruiert, wie die Beratungs- und Bildungsangebote modifiziert (insbesondere: digitalisiert) wurden und inwieweit die Einrichtungen ihrer wichtigen Funktion nachkommen konnten, eine Unterstützungs-, Bildungs- und Kommunikationsplattform für Eltern zu sein.

Hierfür wurden im Juni 2020 sowie im Juni 2021 jeweils eine Online-Befragung durchgeführt: Alle anerkannten Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe aus den Bereichen Familienbildung (Familienstützpunkte, Familienbildungsstätten, Mütter- und Familienzentren), Frühe Hilfen (Koordinierende Kinderschutzstellen) und Beratung (Ehe- und Familienberatungsstellen, Beratungsstellen für Schwangerschaftsfragen und Erziehungsberatungsstellen) in Bayern wurden befragt, mit welchen Anliegen sich Schwangere und Familien an sie wenden, welche (digitalen) Angebote umgesetzt wurden und vor welchen Herausforderungen die Fachkräfte aufgrund der Pandemie in ihrer Arbeit standen.

Ausgewählte Ergebnisse

Die Befragungen aus den Jahren 2020 und 2021 zeigen, dass sich Eltern und Schwangere in Folge des veränderten Familienalltags mit veränderten Themen an die Fachkräfte wenden - Themen, die auf stärkere familiale Belastungen hinweisen. Insbesondere zu Beginn der Pandemie 2020 nahmen in allen Einrichtungstypen Anliegen rund um die psychische Gesundheit zu. Und unabhängig von der Art der Einrichtung betraf das häufigste Anliegen der Eltern den Themenkomplex "Krisen, Problemlagen und belastende Lebensereignisse". Besonders deutlich wurde diese Veränderung in den primärpräventiv tätigen Einrichtungen der Familienbildung.

Aufgrund der Kontaktbeschränkungen und Schutzmaßnahmen waren viele etablierten Angebote der Familienbildung und Beratung nicht mehr möglich. Um dennoch mit Familien in Kontakt zu bleiben, haben viele Einrichtungen beeindruckend schnell innovative Lösungen erarbeitet - digitale wie analoge: Webinare, Beratungen per Video, Beratungs-Spaziergänge ("Walk and Talk") oder Brief- und Paketbotschaften. Zugleich zeigen die Ergebnisse, dass trotz Flexibilität und Kreativität der Einrichtungen sehr viel weniger Menschen familienunterstützende Angebote nutzen konnten als vor der Pandemie.

Praxis-Transfer: digitale Familienbildung und Beratung

Während der Pandemie konzipierte das Projektteam zudem Fortbildungen, um die Fachpraxis der Kinder- und Jugendhilfe dabei zu unterstützen, trotz (und wegen) der Lockdowns mit Eltern in Kontakt bleiben zu können (Programmheft). Rund 1.100 Teilnehmende wurden in über 30 Veranstaltungen - Workshops, Vorträge, World Cafés - zu den Themen Online-Beratung, digitale Bildung, Social Media und Online-Fundraising fortgebildet.

Laufzeit: seit 05/2020

Projektteam: Doris Lüken-Klaßen (Projektleitung), Dr. Susanne Elsas, Jan-Hendrik Kötting, Regina Neumann

Fortbildungsreihe

Lüken-Klaßen, D. & Neumann, R. (2021). kontakt.los! Digitale Bildung und Beratung für Familien während der Corona-Pandemie. Programmheft. Staatsinstitut für Familienforschung an der Universität Bamberg.

Ausgewählte Veröffentlichungen

Lüken-Klaßen, D., & Kötting, J.-H. (2024). Nudging digitalisation: innovative methods to stimulate digital adult education. International Journal of Lifelong Education, 43(4), 401-416. https://doi.org/10.1080/02601370.2024.2356819

Elsas, S., Rinklake, A. & Lüken-Klaßen, D. (2024). ifb/Familienreport: Familien in der Corona-Pandemie - Unterstützung durch Familienbildung und Beratung in Bayern. Bayerisches Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales. https://doi.org/10.20378/irb-94585

Lüken-Klaßen, D., & Kötting, J.-H. (2023). The two levels of digital adult education. Adult educators as learners and providers of digital services. In L. Formenti, A. Galimberti, & G. Del Negro (Hrsg.), New seeds for a world to come. Policies, practices and lives in adult education and learning (S. 249-254). Ledizioni. https://zenodo.org/records/8017866

Lüken-Klaßen, D., Neumann, R. & Elsas, S. (2022). Familienbildung im Lockdown. Herausforderungen und Lösungsansätze während der Corona-Pandemie. In Müller-Giebeler, U. & Zufacher, M. (Hrsg.), Familienbildung - Praxisbezogene, empirische und theoretische Perspektiven (S. 488-498). Beltz.

Lüken-Klaßen, D., Neumann, R., & Elsas, S. (2020). kontakt.los! Bildung und Beratung für Familien während der Corona-Pandemie (2/2020; ifb-Materialien). Staatsinstitut für Familienforschung. https://doi.org/10.20378/irb-48811

Bitte kontaktieren Sie bei weiterführendem Interesse an der Forschungsarbeit des ifb die Institutsleitung, die jeweiligen Mitarbeiterinnen oder das Sekretariat: sekretariat@ifb.uni-bamberg.de. Eine Übersicht über die Publikationen des ifb finden Sie in unserem Publikationsarchiv.