Familienbildung als Integrationsmotor für Geflüchtete? Herausforderungen und Bedürfnisse von Fachkräften der Familienbildung
Wie integrieren die Einrichtungen der Eltern- und Familienbildung die neue Zielgruppe der Geflüchteten in ihre Angebote? Vor welchen Herausforderungen stehen die Fachkräfte in ihrer täglichen Praxis und welche Ressourcen benötigen sie, um die Transformationsprozesse in ihren Einrichtungen zu bewältigen? Das Projekt "Familienbildung als Integrationsmotor für Geflüchtete" zeigt das integrative Potenzial der Eltern- und Familienbildung und Beratung auf, identifiziert Erfolgsfaktoren und Stolpersteine in der Arbeit mit geflüchteten Familien und analysiert Gründe für Stabilität und Wandel.
Seit 2015 haben mehr als eine Million Menschen in Deutschland Zuflucht gesucht, darunter viele Familien. Geflüchtete Familien bringen viele Ressourcen mit, müssen aber auch fluchtspezifische Belastungsfaktoren bewältigen. Die Unterstützung der Integration von geflüchteten Eltern und Kindern ist eine zentrale gesellschaftliche Aufgabe, die durch Eltern- und Familienbildung und Beratung gefördert werden kann.
Das Potenzial der Familienbildung nutzen
Eltern- und Familienbildung und Beratung können im Integrationsprozess unterstützend wirken, da ihre Angebote familiäre Ressourcen stärken, Alltagskompetenzen vermitteln und Gelegenheitsstrukturen für Austausch, Information, Reflexion und Vernetzung eröffnen - und somit einen alternativen Zugang zur deutschen Gesellschaft bieten.
Das Potenzial der Familienbildung und Beratung wird vielerorts erfolgreich genutzt, wie zahlreiche Beispiele guter Praxis zeigen. Gleichzeitig sind der Zugang zu geflüchteten Familien und die Umsetzung der Angebote keine Selbstläufer: Familien mit Migrationshintergrund sind in der Familienbildung unterrepräsentiert, Missverständnisse und Erwartungsdivergenzen erschweren die Arbeit vor Ort, Fachkräfte äußern den Wunsch nach weiteren Ressourcen und Fortbildungen zur Stärkung der interkulturellen Kompetenz.
Stabilität und Wandel in der Praxis der Familienbildung
Das Projekt "Familienbildung als Integrationsmotor für Geflüchtete?" nahm sich dieser Herausforderungen an. Auf der Basis von qualitativen Experteninterviews mit Fachkräften der Familienbildung und Beratung aus dem Jahr 2016 (durchgeführt im Projekt Geflüchtete Familien in der Familienbildung - Chancen und Bedarfe) und einer Folgebefragung im Jahr 2019 wurden Erfahrungen aus der praktischen Arbeit gebündelt und sodann Herausforderungen und Bedarfe der Fachkräfte sowie Stabilität und Wandel der Praxis der Familienbildung und Beratung analysiert.
Als aufgrund des Krieges in der Ukraine im Jahr 2022 erneut sehr viele Menschen nach Deutschland flohen, stand die Fachpraxis vor neuen großen Herausforderungen. Da sich die (rechtliche) Situation in vielerlei Hinsicht von der Situation der Vorjahre unterschied, wurden grundlegende Informationen zu rechtlichen Aspekten, Sozialleistungen, Bildung und Arbeit für die Fachpraxis zusammengestellt sowie Hinweise auf kostenlose Lernmaterialien und Fortbildungen für Geflüchtete, Ehrenamtliche und Fachkräfte angeboten. Zudem wurde die aktuelle Zuwanderungssituation mittels einer Folgestudie in den Blick genommen: Ankommen. Familienbildung und Beratung für geflüchtete Familien.
Laufzeit: 04/2018 bis 12/2023
Projektteam: Doris Lüken-Klaßen (Projektleitung), Anastasia Baumtrog, Sarah Ali Mohamed
Ausgewählte Veröffentlichungen
Lüken-Klaßen, D. & Baumtrog, A. (2023). Social inclusion of refugees via family centres? A qualitative longitudinal research study on challenges in social work. European Social Work Research, 1(2), 147-164. https://doi.org/10.1332/TPDJ2051
Lüken-Klaßen, D., & Beuerle, L. (2022). Praktische und rechtliche Informationen für die Arbeit mit Geflüchteten aus der Ukraine (1/2022; ifb-Materialien). Staatsinstitut für Familienforschung. https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-80345-3
Lüken-Klaßen, D., & Neumann, R. (2019). Familienbildung mit Geflüchteten. Barrieren erkennen und überwinden. In T. Geisen, C. Iller, S. Kleint, & F. Schirrmacher (Hrsg.), Familienbildung in der Migrationsgesellschaft. Interdisziplinäre Praxisforschung (Bd. 4, S. 196–204). Waxmann Verlag.
Ausgewählte Präsentationen
Lüken-Klaßen, D. (30.06.2022). Panel attrition, eclectic coding and intercoder reliability in qualitative longitudinal migration research [Vortrag]. IMISCOE Annual Conference 2022, Oslo, Norwegen.
Lüken-Klaßen, D., & Baumtrog, A. (06.04.2022). Social inclusion of refugee families via family centres? [Vortrag]. ECSWR 2022, Amsterdam, Niederlande.
Lüken-Klaßen, D. (16.06.2021). Die Pandemie und ihre Auswirkungen auf Familien mit Migrationshintergrund - Besonderheiten für den Beratungskontext [Vortrag]. "Digitale Fachtagung für Mitarbeiter_innen in der Migrationsberatung - Beratende im Blick", Deutscher Caritasverband e.V., Freiburg/online.
Lüken-Klaßen, D., Neumann, R., Özbabacan, A., & Pavlus-Vidinlioğlu, I. (09.02.2021). Plauder.stunde! Auf ein Glas Tee: Wie können wir Familien mit Migrationshintergrund auch in der Pandemie gut erreichen? [Podiumsdiskussion]. Fortbildungsreihe "kontakt.los! Digitale Bildung und Beratung für Familien während der Corona-Pandemie", Bamberg/online.
Lüken-Klaßen, D. (09.11.2018). Diversitätsbewusste Familienbildung [Workshop]. Fachtag zur Familienbildung der Katholischen Erwachsenenbildung in Bayern, München.
Bitte kontaktieren Sie bei weiterführendem Interesse an der Forschungsarbeit des ifb die Institutsleitung