Ankommen. Familienbildung und Beratung für geflüchtete Familien
Wie reagieren Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe auf die Ankunft geflüchteter Familien? Wie verändern Migration und Flucht die Dynamiken und Rollen innerhalb geflüchteter Familien? Inwiefern kann Familienbildung und Beratung die Integration Geflüchteter unterstützen, welche Faktoren begünstigen eine interkulturelle Zusammenarbeit und wo liegen typische Stolpersteine? Die qualitative Längsschnittstudie "Ankommen" untersucht die vielfältigen Herausforderungen und Transformationsprozesse sozialer Institutionen und geflüchteter Familien im Zeitverlauf.
Seit Jahrzehnten ist Deutschland ein Ziel für Zuwanderinnen und Zuwanderer aus aller Welt. Die Gesellschaft wird immer vielfältiger; rund ein Drittel der hier lebenden Familien weist einen Migrationshintergrund auf. Aufgrund eskalierender Kriege (insbesondere Syrien und Ukraine) hat die Zuwanderung eine zusätzliche Dynamik bekommen und die Integration der neu ankommenden Menschen wird eine bedeutsame gesellschaftliche Aufgabe der kommenden Jahre - sowohl für die Familien selbst als auch für den gesamtgesellschaftlichen Zusammenhalt.
Ankommen hat viele Facetten
Am ifb erforschen wir seit 2016 die fluchtinduzierten Herausforderungen und Transformationsprozesse in Familien und Institutionen: Analysiert werden Stressoren und Ressourcen, Aushandlungen und Anpassungsleistungen von geflüchteten Familien einerseits und von Fachkräften in familienunterstützenden Institutionen andererseits. Die Kontexte und Mechanismen der vielfältigen Prozesse werden untersucht, Fallstricke und Potenziale interkultureller Begegnungen beleuchtet und Erklärungen für Stabilität und Innovationskraft erarbeitet.
Interdisziplinäre Forschung zu Transformationsprozessen in Familien und Institutionen
Hierfür wird ein longitudinales Mixed-Method-Design implementiert. Im Zentrum stehen wiederholte problemzentrierte Interviews mit pädagogischen und psychologischen Fachkräften: 2016 startete die erste Erhebung (Geflüchtete Familien in der Familienbildung - Chancen und Bedarfe). 2019 folgte die zweite (Familienbildung als Integrationsmotor?) und 2023 die dritte Befragungswelle. Die Panel-Daten werden verknüpft und inhalts-, text- und diskursanalytisch ausgewertet. Seit 2024 ist das Projekt auch in den interdisziplinären bayerischen Forschungsverbund ForFamily: Familienleben in Bayern - empirische Einsichten zu Transformationen, Ressourcen und Aushandlungen eingebunden. In diesem Zuge wird das Forschungsvorhaben um narrative Interviews mit geflüchteten Eltern sowie die Bearbeitung interdisziplinärer Fragestellungen erweitert; darüber hinaus wird der Praxis-Transfer durch Briefings und Fortbildungen für die Fachpraxis erneut gestärkt.
Laufzeit: seit 01/2016
Projektteam: Doris Lüken-Klaßen (Projektleitung), Anastasia Baumtrog, Sarah Ali Mohamed
Ausgewählte Veröffentlichungen
Lüken-Klaßen, D. & Baumtrog, A. (2023). Social inclusion of refugees via family centres? A qualitative longitudinal research study on challenges in social work. European Social Work Research, 1(2), 147-164. https://doi.org/10.1332/TPDJ2051
Lüken-Klaßen, D., & Beuerle, L. (2022). Praktische und rechtliche Informationen für die Arbeit mit Geflüchteten aus der Ukraine (1/2022; ifb-Materialien). Staatsinstitut für Familienforschung. https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0168-ssoar-80345-3
Lüken-Klaßen, D., & Neumann, R. (2019). Familienbildung mit Geflüchteten. Barrieren erkennen und überwinden. In T. Geisen, C. Iller, S. Kleint, & F. Schirrmacher (Hrsg.), Familienbildung in der Migrationsgesellschaft. Interdisziplinäre Praxisforschung (S. 196-204). Waxmann.
Ausgewählte Präsentationen
Lüken-Klaßen, D., & Baumtrog, A. (17.05.2024). Familiale und gesellschaftliche Veränderungen durch Fluchtmigration - Reaktionen der Sozialen Arbeit [Vortrag]. Frühjahrstagung der Sektion Familiensoziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, Bamberg.
Baumtrog, A., & Lüken-Klaßen, D. (28.04.2024). Soziale Arbeit mit Flüchtlingsfamilien: Zwischen Anpassungsleistung und Ressourcenknappheit [Vortrag]. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Soziale Arbeit, Jena.
Ali Mohamed, S., & Lüken-Klaßen, D. (25.11.2023). The Importance of Being Understood: Language and the Reciprocal Intercultural Communication in Social Professions as a Tightrope Walking [Vortrag]. NIC Conference 2023, Nordic Network for Intercultural Communication, Falun, Schweden.
Lüken-Klaßen, D. (09.05.2023). Familienbildung für alle - Familienbildung mit Geflüchteten [Vortrag]. ELTERNTALK Spezial, Aktion Jugendschutz Landesarbeitsstelle Bayern e.V., München/online.
Lüken-Klaßen, D. (30.06.2022). Panel attrition, eclectic coding and intercoder reliability in qualitative longitudinal migration research [Vortrag]. IMISCOE Annual Conference 2022, Oslo, Norwegen.
Lüken-Klaßen, D., & Baumtrog, A. (06.04.2022). Social inclusion of refugee families via family centres? [Vortrag]. ECSWR 2022, Amsterdam, Niederlande.
Lüken-Klaßen, D. (16.06.2021). Die Pandemie und ihre Auswirkungen auf Familien mit Migrationshintergrund – Besonderheiten für den Beratungskontext [Vortrag]. 'Digitale Fachtagung für Mitarbeiter_innen in der Migrationsberatung - Beratende im Blick', Deutscher Caritasverband e.V., Freiburg/online.
Lüken-Klaßen, D., Neumann, R., Özbabacan, A., & Pavlus-Vidinlioğlu, I. (09.02.2021). Plauder.stunde! Auf ein Glas Tee: Wie können wir Familien mit Migrationshintergrund auch in der Pandemie gut erreichen? [Podiumsdiskussion]. Fortbildungsreihe 'kontakt.los! Digitale Bildung und Beratung für Familien während der Corona-Pandemie', Bamberg/online.
Bitte kontaktieren Sie bei weiterführendem Interesse an der Forschungsarbeit des ifb die Institutsleitung