Mütter-, Väter- und Familienzentren – Auf dem Weg in die Zukunft

Gewachsen aus der Familienselbsthilfe, gekennzeichnet durch ehrenamtliche Strukturen, Selbstorganisation und Selbstverwaltung, bilden die Mütter-, Väter- und Familienzentren in Bayern eine zentrale Säule der institutionellen Eltern- und Familienbildung. Die derzeit über 120 Zentren sind Begegnungsorte und Anlaufstellen für alle Familien, Eltern und Erziehende im Sozialraum und darüber hinaus. Das Evaluationsprojekt nimmt die Arbeit, Strukturen und Rahmenbedingungen der Mütter-, Väter und Familienzentren sowie deren Nutzen und Herausforderungen in den Fokus.

Die Mütter-, Väter- und Familienzentren bilden eine zentrale Säule der institutionellen Eltern- und Familienbildung in Bayern und blicken auf eine lange Tradition zurück. Alle Zentren bieten Eltern- und Familienbildung an und arbeiten ihrem Selbstverständnis nach partizipativ, bedarfsorientiert und niedrigschwellig. Die Mehrheit der Mütter-, Väter- und Familienzentren zeichnen sich durch weitgehend ehrenamtliche Strukturen, Selbstorganisation und Selbstverwaltung aus. Auf übergeordneter Ebene werden sie vom Landesverband Mütter- und Familienzentren in Bayern e. V. betreut, beraten und unterstützt.

Zentren, die als Träger der öffentlichen Jugendhilfe anerkannt sind, arbeiten auf Grundlage des § 16 SGB VIII zur präventiven Förderung der Erziehung in der Familie und haben die Möglichkeit an einer Projektförderung des Freistaates Bayern für Mütter- und Väterzentren teilzunehmen. Geförderte Zentren sollen explizit Strukturen für Austausch, Vernetzung und informelles Lernen sowie Bildungsangebote zu familienrelevanten Themen anbieten und dabei verschiedene Zielgruppen, Lebenslagen und Bedürfnisse berücksichtigen. Sie sollen vernetzt, kooperativ und sozialraumorientiert arbeiten und Möglichkeiten zur Partizipation und Teilhabe im Kontext der Selbst- und Nachbarschaftshilfe schaffen.

Seit ihrer Entstehungszeit in den 80er Jahren haben sich die Einrichtungen, die Rahmenbedingungen für und die Anforderungen an ihre Arbeit stark verändert. Einflussfaktoren hierfür sind etwa der Wandel der Familie, der Geschlechterrollen und der Arbeitswelt, der zunehmende Anteil an erwerbstätigen Müttern, kürzere familienbedingte Erwerbsunterbrechungen sowie stärkere Multilokalität und Mobilität. Die Zentren agieren zudem in einer sich wandelnden Familienbildungslandschaft und sehen sich auch mit steigenden Anforderungen an Professionalisierung und Fachlichkeit konfrontiert. Zu den langfristigen, strukturellen Veränderungen kamen jüngere Ereignisse, wie die Corona-Pandemie, die Energiekrise und die wirtschaftlich angespannte Situation. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Mütter-, Väter- und Familienzentren sind im gesamtgesellschaftlichen Kontext zu betrachten.

Das Evaluationsprojekt wird eine belastbare empirische Basis über die Mütter-, Väter- und Familienzentren in Bayern schaffen, wie es sie in dem wenig beforschten Feld bisher nicht gibt. Die Evaluation soll überprüfen und bewerten, inwiefern das Förderprogramm seinen Zweck erfüllt und die gesetzten Ziele erreicht werden. Im Fokus stehen die Wirkung und der Nutzen der Familienzentren für deren Zielgruppen sowie die Rolle der Zentren als Akteurinnen im Sozialraum. Mit Blick auf die Zukunft werden relevante Bereiche, etwa das Ehrenamt sowie die Infra- und Angebotsstruktur der Zentren, untersucht. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen in die Fachpraxis und Politik transferiert werden und so eine Grundlage für die zukünftige Arbeit, Ausrichtung und Förderung der Zentren bieten.

Laufzeit: seit 07/2025

Projektteam: Dr. Paul Löwe (Projektleitung), Regina Neumann

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