Modellvorhaben zur Familienbildung - Praktische Erprobung eines Familienbildungskonzepts

Das Modellvorhaben zielt darauf ab, in Kooperation mit Trägern und Einrichtungen der Familienbildung unter besonderer Berücksichtigung des Jugendamtes Möglichkeiten der Vernetzung und Koordination zu optimieren bzw. erarbeiten. Hierzu sollen vor allem Aktivitäten und didaktisch-methodische Vorgehensweisen gestärkt werden, die geeignet sind, Informationen zu verbreiten, das Interesse an Angeboten zu wecken sowie Inhalte attraktiv und verständlich zu transportieren. Als wichtiges Ziel ist daher, zunächst einen Überblick über Angebote und Bedarfe herzustellen.

Der bisherige Forschungsstand lässt erkennen, dass der geringe Grad der Vernetzung von Familienbildungsangeboten eines der wichtigsten Hindernisse für eine bedarfsgerechte Ansprache von Adressaten ist. Dies trägt dazu bei, dass Familienbildungsmaßnahmen überwiegend von Angehörigen der Mittelschicht genutzt werden, d.h. es nehmen vorwiegend Familien mit höherem sozio-ökonomischen Status teil. Damit bleiben jedoch gerade diejenigen Familien unberücksichtigt, für die Entlastung und Förderung besonders wichtig wären.

Gegenstand der Untersuchung

Eine Zielsetzung dieses Modellkonzeptes von Familienbildung ist demzufolge, durch Vernetzung und Kooperation der unterschiedlichen Träger, ein bedarfsgerechtes Angebot bereitzustellen. Dieses soll zudem die Kriterien Niederschwelligkeit und Zielgruppenorientierung erfüllen. Vernetzung kann in verschiedenen Formen erfolgen, z.B. durch Kooperation von Einrichtungen eines Trägers oder verschiedener Träger, durch Koordination im Rahmen der Jugendhilfeplanung, Arbeitsgemeinschaften nach SGB VIII u.ä. Dabei sind Hindernisse bislang vor allem für trägerübergreifende Vernetzungsbestreben dokumentiert.

Methodik

Das Forschungsprojekt soll durch die Begleitung von Modellvorhaben die Realisierung von Vernetzungsstrategien beobachten und diese evaluieren. Die Durchführung dieses Projektes erfolgt in enger Kooperation mit örtlichen Trägern (Jugendämter, Einrichtungen). Gemeinsam wird versucht, möglichst alle relevanten Anbieter zur Kooperation zu bewegen. Diese soll münden in konkrete gemeinsame Angebote und auch in eine Optimierung des gesamten Angebotes durch gegenseitige Abstimmung und Erweiterung um neue Bedarfe, Zielgruppen oder Aktivitäten.

Ausgewählte Ergebnisse

Bislang nehmen an dem Modellprojekt die Jugendämter des Landkreises Würzburg und der Stadt Erlangen teil. Drei Gemeinden aus dem Landkreis Würzburg stehen für den ländlichen Raum und die Problematik kleiner Orte, der städtischen Raum wird durch einen Stadtteil von Erlangen repräsentiert.

Unsere gemeinsam mit den Jugendämtern getragene Initiativen, eine Vernetzung aufzubauen, stießen vor Ort bislang zwar auf großes Interesse, allein die zeitlichen Ressourcen für weiteres Engagement waren bei den Angesprochenen eher knapp. In Würzburg konnte dennoch eine gemeinsame Auftaktveranstaltung aller Anbieter von Familienbildung in den Gemeinden durchgeführt werden. Zusätzlich wurde der "Familienwegweiser" erarbeitet. Diese kleine Broschüre informiert über alle Angebote für Familien im Ort. Die Übersicht dient nicht nur der Information der Familien, sondern kann zugleich als Basis für die Abstimmung geplanter Veranstaltungen herangezogen werden. Für das Projekt und den Familienwegweiser wurden von den Kindern der Orte in einem Mal-Wettbewerb ein eigenes Logo erfunden. Parallel dazu wird für den Landkreis eine kleine Broschüre entwickelt, in der Angebote überörtlicher Träger, die von allen Landkreisgemeinden genutzt werden können, vorgestellt werden.

Neben diesen Treffen begleitet und unterstützt das Projekt die Bestrebungen des Jugendamtes Erlangen im Rahmen seiner "Kampagne für Erziehung". Mit dieser Initiative soll das Thema Familienfreundlichkeit in die Stadtverwaltung und die Öffentlichkeit getragen werden. In diesem Zusammenhang wurde eine Befragung der Verwaltung bezüglich ihrer Kinder- und Familienfreundlichkeit durchgeführt, an der rund 40 Dienststellen teilgenommen haben. Die Ergebnisse werden demnächst vorliegen. Weiterhin fand eine Auftaktveranstaltung statt, für die das ifb den Fachvortrag und drei Workshops gestaltete.

Resümee

Die Erfahrungen aus dem Modellkonzept sollen in eine Art Handlungsleitfaden einfließen, der Voraussetzungen, Strategien und Richtlinien der Vernetzung von Familienbildung beschreibt. Er wird aufzeigen, welche Methoden und Gremien sich bewährt haben, aber auch welche Voraussetzungen unabdingbar sind und wo Widerstände zu erwarten sind. Die Beschreibung unserer Erfahrungen kann somit für andere wegweisend Hilfestellung bieten. Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass eine organisatorische Basis bzw. ein Träger der Vernetzung vor Ort unabdingbar ist. Wird die Initiative von außen (z.B. über das Jugendamt) angeregt, so kann es u.U. viel Engagement und Zeit kosten, ehe sich ein anderer Verantwortlicher aus der Projektgruppe findet. Ohne Initiative und Unterstützung von Seiten institutionalisierter Träger (wie insbesondere dem Jugendamt) sind Kooperation und Vernetzung vor Ort oft nicht ein bzw. durchführbar.

Weiterhin wird die Konzeption des "Familienwegweisers" in verallgemeinerter Form anderen Interessierten zur Verfügung gestellt (z.B. Jugendämtern), um auf der Basis dieser Anleitung eine eigene Informationsbroschüre zu erstellen. Wie das Projekt "Leitfaden", so steht auch dieses Vorhaben im Kontext des Forschungsschwerpunktes und damit in einem engen Dialog mit der Praxis.nach oben

Projektinfo

Projekt im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen.

Laufzeit: 7/2000 bis 6/2002

Projektleitung: Dr. Marina Rupp

Projektbearbeitung: Dr. Kurt Bierschock